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Streifzüge Karel Hynek Machas

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Streifzüge Karel Hynek Machas

Illustrierte Karte der Daubaer Schweiz: Erlebniskarte jetzt Download kostenlos
Beschreibung der Ausflüge:
Wir verlassen Dubá (Dauba) entlang der ehemaligen Kabelfabrik (Tasche-Fabrik) in Richtung Mšeno (Wemschen). Auf der rechten Seite sehen wir auf den Feldern hinter Dubá eine barocke Statue des Hl. Prokop von 1761. Es handelt sich um eine Kopie, das Original steht heute in Doksy (Hirschberg). Auf dem Sockel sind Reliefs des Hl. Wenzel, des Hl. Adalbert und des Hl. Johannes von Nepomuk. Die Statue wurde dorthin ursprünglich als Ausdruck des Dankes für die Rettung eines Menschenlebens vor einem Blitzschlag gestellt. Nicht weit davon ist die Stelle, an der Ignatz Schiffner aus Dubá seinen Vater mit einer Hopfenstange erschlug (7.5.1744), weil dieser ihm eine Liebesbeziehung verboten hatte. Dafür wurde er durch Folter mit dem Rad hingerichtet. Diese wahre Geschichte inspirierte den romantischen Dichter K.H. Mácha zur Abfassung seines großen Werkes „Máj“. Zu der Säule kann man zu Fuss auf einem Feldweg oder auch von Rozprechtice (Rosspresse) aus gehen.
Nach ca. 1 km senkt sich die Straße steil nach unten ins Tal der Liběchovka (Daubaer Mühlbach), wir fahren an einer Felsenhöhle vorbei, wo in früheren Zeiten wandernde Zigeuner hausten. Die Straße führt weiter an der Villa Schmidt und der Galgen-Mühle (Šibeniční mlýn) mit dem kleinen Galgen-Weiher vorbei, wo früher ein Galgen stand. Die Galgenmühle war eine Wassermühle mit Sägewerk, angetriben von einem Rad am Oberwasser. In dem Teich badeten vor dem Krieg die wirklich Abgehärteten.
Wir fahren an einem Empire-Tanzpavillion (Sýkorka) in Rozprechtice vorbei, ein früher sehr beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen. Hier wurden Kaffee, Bier und hervorragender Kleckselkuchen gereicht, ein kleines Küchlein mit Quark, Mohn und Powidl. An Sonntagen wurde dort Billard gespielt und getanzt. Von diesem einstigen Ort des Feierns blieb bis heute nur ein Torso des Tanzpavillions übrig, alles andere wurde abgerissen.
Wir fahren am Úhelný důl (Kohlgraben) vorbei, wo noch alte Holzhäuser erhalten sind. Auch eine Kapelle in gutem Zustand befindet sich dort. Gleich daneben ist eine Trinkwasserquelle, an der wir uns erfrischen können. Am Fuße des Beskov (Beschkabener)-Hügels steigt die Straße wieder an bis zu einer Kreuzung, wo es links nach Blatce (Groß Blatzen), rechts nach Dobřeň (Dobrin) geht. Wir biegen nach rechts ab und fahren bis Střezijovice (Schedoweitz). Im Ortszentrum (hinter den Containern) fahren wir nach links und fahren gerade bis zum Ortsende, wo wir am Feld parken. Wir gehen zu Fuss über das Feld zu dem ca. 50 m entfernten, kleinen Wald und anschließend am Waldrand weiter nach rechts zum nicht weit entfernten, zwischen den Bäumen liegenden Špičák (Spitzenstein), ein einzigartiges Naturdenkmal von europäischer Dimension, das gleichzeitig typisch für die felsige Landschaft der Daubaer Schweiz ist. Die zunehmende eisenhaltige Flüssigkeit hat ganze Steinmassive durchnässt. Sie sind durchzogen von roten, gelben und dunkelbraunen bis grauschwarzen Eisenadern. Wind und Kälte verliehen den Steinen noch eine besonders magische Prägung. Der eigenen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, jeder kann sich seine Lieblingsfigur suchen. Eine ähnliche Felsenklippe befindet sich in Kamenny vrch (Steinberg) bei Křenov (Schönau). Auch auf dem Marienberg bei Drchlava (Dürschel) finden sich solche Klippen. Wir nehmen Abschied von dieser bizarren Besonderheit der Natur, die noch viele Generationen erleben wird, und fahren weiter über Dobřeň in das ca. 3 km entfernte Vidim (Widim). Nach kurzer Zeit ist bei einer scharfen Rechtskurve auf der rechten Seite an einem Felsriff ein altes Relief zu sehen, das die Kreuzigung im Heiligen Land darstellt. Da diese Arbeit mit dem Lauf der Zeit schon verwittert und von Moos bewachsen ist, nennt man es auch Černý kamenny Bůh (Schwarzer steinerner Herrgott).
Wir fahren durch Dolní Vidim (Unter Widim) und hinauf zum Schloss in Horní Vidim (Ober Widim), in dem sich ein Seniorenheim befindet. Mit ein bisschen Glück können wir uns den Schlossgarten mit all seinen Statuen und Figuren ansehen. Bei einem der Holzbögen sind zwei Wappen zu erkennen, deren Ursprung jedoch nicht bekannt ist. Wahrscheinlich wurde das Schloss von den Herren von Harasov im 16. Jahrhundert gebaut. Weitere Eigentümer waren Kaiser Rudolf II. im Jahr 1610, ein Jahr später bis 1622 Wenzel Berka von Dauba, 1622 erhielt es Albrecht von Wallenstein. Nach dessen Ermordung erhielt es der General Böck, von dessen Erben erwarb es 1743 Freiherr Graf von Franz Karl Rudolf von Sweerts-Spork. Er ließ das Schloss zu einem Herrschaftssitz mit reicher und bewundernswerter Ausstattung umbauen und gab wohl auch den hinzu gebauten Schlossturm in Auftrag. Steinerne Statuen der Familie Sweerts-Spork, die in der Daubaer Schweiz viele positive Spuren hinterließ, stehen auf dem Platz in Vidim. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 wurde das Schloss durch aufständische Bauern geplündert und ebenso wie die anliegenden Gutshöfe durch Feuer zerstört. 1896 kaufte der Teplitzer Großindustrielle Theodor Grohmann das Schloss, ob seine Erben das Schloss noch im Jahre 1945 besaßen, ist nicht bekannt. Am Schloss liegt auch ein schon früher sehr großer und schöner Schlosspark, in dem auch Wild lebt. Auf einem sehr romantischen Weg wurden die scharfen Steinklippen mit 30 massiven Brücken verbunden. Heute sind nur noch kleine Reste der Brücken zu sehen, man hat sie ihrem Schicksal überlassen.
Die St.-Martins-Kirche wurde 1878 in gotischem Stil an Stelle eines vorhussitischen Kirchengebäudes vollendet. Im Turm dieser Kirche hingen früher fünf Glocken, von denen die älteste aus dem Jahr 1528 stammte. Die Innenausstattung der Kirche ist noch in gutem Zustand, ab und zu finden auch Gottesdienste statt.
Wir kehren nach Dobřeň (Dobrin) zurück und fahren weiter in Richtung Jestřebice (Halbstein). Nach ca. 2,5 km sehen wir links eine Trafostation auf einer Metallkonstruktion, dort in der Nähe kann man parken. Rechts ist ein gepflegter Waldweg, den wir entlang bis zum Fuss des Hügels gehen, dann nach links. Nach ca. 100 m biegen wir nach links auf einen Pfad ab, auf dem entlang wir bald zum sogenannten Kamenny stůl (Steintisch) gelangen. Aus einem Felskörper wurde ein runder Tisch mit einer Bank rund herum herausgeschlagen. Hier kann man in angenehmer Gesellschaft schön Platz nehmen. Wer dieses Kunstwerk geschaffen hat und warum es gerade hier steht, ist nicht bekannt. Nach diesem Spaziergang kehren wir zurück zum Auto und fahren nach Jestřebice (Halbstein), wo wir gleich am Ortseingang nach links abbiegen und auf eine Kapelle stoßen. Dort ist eine Gaststätte, wo man parken kann. Bei einem Blick ins Tal sehen wir einen recht gut erhaltenen Friedhof. Wir befinden uns nun nur ein paar Kilometer von der ursprünglichen deutsch-tschechischen Sprachgrenze (spätere Protektoratsgrenze) entfernt.
Wir gehen ein kleines Stückchen zurück und gehen den Weg rechts hinunter ins Tal. Nach ca. 20 Minuten sehen wir rechts ein weiteres Tal, in das wir hineingehen. Auf der linken Seite ca. 80 m vom Weg entfernt finden wir ein Relief des steinernen Herrgottes an einer Felswand. Da dieses Relief wesentlich besser erhalten ist und deutlicher und klarer wirkt, nennt man es Jasný kamenný Bůh (Klarer steinerner Gott). Das Relief ist an dieser Stelle von besonderem Reiz: wenn wir die Darstellung Jesu Christi am Kreuz, der vor ihm knienden Maria und Josef einen Moment ruhig auf uns wirken lassen, spüren wir eine ungeheure Demut und wir verstehen, warum dieses Relief gerade hier, im tiefsten Wald geschaffen wurde. Wer der Künstler war bzw. warum es ihn gerade an diesen Ort geführt hat, ist nicht bekannt, aber schon viele Generationen haben hier bei der Begegnung mit dieser Szene Ruhe und Trost gefunden. Wir gehen davon aus, dass der Schwarze steinerne Gott bei Dobřeň (Dobrin) vom gleichen Künstler stammt, sind aber überzeugt, dass es nicht Václav Levý war, der in der Umgebung von Liběchov (Liboch) gewirkt hat. In der historischen Literatur ist auch noch die Rede von einer Felsenkapelle in Jestřebice, erbaut von 1755-1767 von Josef Beckert. Wahrscheinlich war er auch der Schöpfer dieser beiden Reliefs.
Wir kehren zum Auto zurück und fahren weiter nach Kokořín. Nach einigen hundert Metern endet auf der rechten Seite der Wald, links befindet sich eine kleine abgehauene Steinwand, wahrscheinlich ein früherer Steinbruch, wo wir anhalten und parken. Wir gehen nach rechts den gelb markierten Weg am Waldrand entlang. Später biegen wir erneut rechts ab und gelangen nach kurzer Zeit zu einem kleinen Kirchlein, das Psí kostel (Hundekirche) genannt wird. Es handelt sich um einen Hohlraum in einem Felskörper mit den Maßen 6 m x 4 m x 2 m (Höhe), der durch einen Schlammhaufen geschützt ist. Ein eingemeißeltes Kreuz deutet an, dass es sich hier um eine Gebetsstätte der einst verfolgten Protestanten handeln könnte. Unsere Vermutung könnten auch die Fluchttreppen belegen, die auf dem Hügel nach oben zu sehen sind. Ähnliche Orte finden sich in der Umgebung gleich mehrere. Früher wurden sie als Hundekirchen bezeichnet und dienten als gute Schlupfwinkel. In späteren Zeiten wurden sie auch als Räuberhöhlen genutzt, heute dienen sie wandernden Jugendlichen auch als Übernachtungsplätzchen.
Nach der Rückkehr zum Auto fahren wir direkt in die Ortschaft Kokořín und fahren durch eine verengte, steil abfallende Schlucht hinunter ins Tal der Pšovka. Falls Sie die Burg noch nicht kennen, können Sie das Auto unten auf dem Parkplatz abstellen und eine Führung mitmachen (in deutscher Sprache mit ausgehändigten Begleittexten). Die imposante Burgstätte wurde auf einem der aus dem Tal heraus ragenden Felsblöcke erbaut. Goethe erblickte in dieser Felsformation die Form eines Schiffes, sie ist 70 m lang und nicht breiter als 10 m. Die Mauer ist 2 m dick und mit vielen Schießscharten auf allen Seiten zur Verteidigung versehen. Der heute z. T. schon verschüttete Brunnen war 45 m tief. Die Herrschaft Kokořín gehörte im Jahre 1320 den Berka von Dauba, noch 1429 wohnten sie hier und ließen wahrscheinlich auch die Burg bauen. Auch hier wechselten häufig die Besitzer. Man weiß, dass die Burg 1622 noch in relativ gutem Zustand war, später wurde sie verlassen und fiel in den Dornröschenschlaf. Die Eigentümer gaben schon ab 1587 dem Schloss Nový Kokořín (Neu-Kokořín) in der Ortschaft den Vorzug. Erst 1840 wurde die Burg durch den damaligen Besitzer Fürst von Ahrenberg besser zugänglich gemacht. 1895 trug der Klub der tschechischen Touristen stark zur Bekanntheit der Burgruine bei, da er auf der volkskundlichen Ausstellung in Prag ein Modell der Burg ausstellte. 1896 kaufte Václav Špaček, ein Adeliger aus Starburg, die Herrschaft Kokořín einschließlich der Burgruine. Er leitete eine breit angelegte Renovierung ein, die sein Sohn Jan vollendete. Dabei handelte es sich um die erste komplexe Sanierung einer mittelalterlichen Burgruine in Böhmen und ihre Zugänglichmachung für die Öffentlichkeit überhaupt. Nach 1950 ging die Burg in Staatsbesitz auf der gesetzlichen Grundlage einer Gebietsreform über. Erst 2006 wurde die Burg den Erben des Geschlechts Špaček zurück gegeben. Es lohnt sich, das reich verzierte Interieur zu besichtigen. Führungen: April, Oktober: Samstag und Sonntag 9-16 Uhr, Mai bis September: Dienstag-Sonntag 9-16 Uhr, November-März: geschlossen..
Nach der Rückkehr ins Tal fahren wir nach links bis zu einem Parkplatz (Pokličky). Wir gehen über die Straße und klettern eine Holztreppe hinauf, die uns schließlich zum Naturdenkmal Pokličky (Topfdeckel) führt, Wir steigen bis zur obersten Ebene, von der aus die Topfdeckel schön zu sehen sind. Bei diesen Formationen handelt es sich wiederum um von Eisenerzadern durchzogenen Sandstein, aus dem der weichere Sand herausgespült wurde, wodurch diese wunderbaren Formen entstanden. Auch auf der anderen Seite des Tals sind ähnliche Formationen, aber durch den Waldbewuchs leider nicht zu sehen. Falls Sie Zeit und Lust haben, können Sie zu weiteren Felsformationen gehen, z. B. Obrí hlava (Riesenkopf) oder Žába (Frosch) usw. Ein wirklich schönes Erlebnis ist das Skalní bludiště (Felsenlabyrinth). Nach der Rückkehr zum Parkplatz fahren wir weiter nach Vojtěchov (Albertsthal) und Ráj (Ray).
In Ráj fahren wir links Richtung Konrádov (Konradsthal) und Tubož (Dubus). Dort biegen wir rechts ab und machen einen kurzen Abstecher in das höher gelegene Schloss Houska (Hauska) Die ursprünglich frühgotische Burg Houska entstand wahrscheinlich am Ort einer älteren Burgstätte und wurde zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt. Damals gehörte sie dem aufblühenden Adelsgeschlecht der Berka von Dauba. Die Besitzer wechselten häufig, die Burg gehörte u. a. Jan Smiřický (Smirschitz) und dem Geschlecht der Hrzan von Harasov, die sie wahrscheinlich um 1590 in ein Renaissanceschloss umbauen ließen. 1615 erwarb es Václav Berka von Dauba, nach ihm Albrecht von Wallenstein. Nach seiner Ermordung kaufte es Gräfin Veronika von Sulz und Gräfin von Spaur. 1700 ging sie in die Hände von Wilhelm von Kaunitz über, keiner aus diesem Adelsgeschlecht bewohnte das Schloss jedoch, der Verfall begann. Erst Vinzenz Karl Kaunitz ließ es 1823 renovieren. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Gründung der Tschechoslowakei wurde das Schloss vom Staat konfisziert. 1924 kaufte es der Präsident der Škoda-Werke, Josef Šimonek. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und diente u. a. als Lagerstätte für jüdische und Freimaurer-Literatur. Nach dem Krieg wurde das Schloss verstaatlicht, 1950 wurde das Archiv der Nationalbibliothek im Prager Klementinum dort untergebracht. Ab 1970 verwaltete es die Firma Spolana Neratovice, später Instav Prag. Am Ende wurde das Schloss an die Familie Šimonek restituiert. Das Schloss ist ein Massivbau mit viereckigem Grundriss und einem abgeschlossenen zentralen Schlosshof. Die untypische, geschlossene Anlage des Kerns wurde eher bei städtischen Burgen verwendet, hier war sie wahrscheinlich durch die Form eines Sandsteinfelsens vorgegeben. Im rechten Teil des hinteren Flügels ist eine frühgotische Burgkapelle mit Empore, Nischen mit Sitzgelegenheiten, Spitzfenstern und Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Interessant ist auch das sogenannte Zelená komnata (Grüne Gemach) mit einem gotischen Kreuzgewölbe und Renaissance-Wandmalereien. Führungen: April, Oktober: Samstag-Sonntag 10-17 Uhr, Mai-September: Dienstag-Sonntag 10-17 Uhr.
Wir kehren nach Tubož (Dubus) zurück und fahren rechts nach Blatce (Groß Blatzen), Borejov (Borschim) und Ždírec (Sirtsch). Bis nach Ždírec fahren wir durch ein wildromantisches Gebiet mit magischen Felsformationen, wie z. B. den Panenský kámen (Jungfernstein). Zu den Steinen mit diesem Namen gibt es auch eine entsprechende Legende, nach der eine Jungfrau bedroht wurde, die sich anschließend aus Angst vor ihren Verfolgern den Felsen hinunterstürzte und unverletzt fliehen konnte. Nicht weit von hier sehen wir in Felsen eingehauene Öffnungen und Räume, deren Ursprung und Zweck unbekannt ist. Bei Oslí studánka (Eselsbrunnen) machen wir einen Halt und laben uns an dem frischen Trinkwasser. Angeblich wurde das Wasser einst auf Eseln auf den Gutshof Březinka transportiert.
Zurück nach Dubá (Dauba) gelangen wir über Panskou Ves (Herrndorf) und Nedamov (Nedam).